Rundgang
 
 
 
 
 
 
  Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
                                                         Frankfurt am Main
 
 
 
 
            ROSA HIRSCH, geb. Grünebaum
            Marktstraße 102
  BIOGRAPHIE
  Rosa Grünebaum wurde am 10. Dezember 1892 als 
  Tochter des Ölhändlers Adolf Grünebaum und dessen 
  Frau Henriette, geb. Kahn, in der Marktstraße 102 in 
  Bergen geboren.
  Sie besuchte zunächst die Volksschule in Bergen und ging 
  dann auf das Philantropin in Frankfurt am Main. Im 
  Anschluss hatte sie eine Ausbildung als staatlich geprüfte 
  Krankenschwester, als die sie bis zu ihrer Heirat im Mai 
  1919 tätig war.
  Rosas Mann, der am 4. Juli 1888 geborene Friedrich 
  Nathan Hirsch, war Pferdehändler und hatte in der 
  Marktstraße 102 in Bergen ein Geschäft, das im 
  „Verzeichnis der in der Gemeinde Bergen-Enkheim 
  bestehenden jüdischen Gewerbe-Betriebe“ vom 12.12.1938 
  als „Vertretung von chemisch-wissenschaftlichen 
  Apparaten“ aufgeführt ist. Es handelte sich um einen 
  Großhandel mit medizinischen und 
 
 
  Laboratoriumsartikeln, in dem seine Frau Rosa tätig war, da sie als Krankenschwester vor allem im 
  Laborbereich über wertvolle medizinische Fachkenntnisse verfügte. Die Familie musste zur Betreuung der 
  beiden Kinder, Ingeborg, geboren 
  am 11. August 1920, und deren 
  Bruder Adolf, eine Haushaltshilfe 
  beschäftigen, da die Mutter als 
  Angestellte ihres Mannes 
  ganztägig berufstätig war. Die 
  Nachbarin Ilse Stein gab in dem 
  Entschädigungsverfahren der 
  Tochter eine eidesstattliche 
  Erklärung ab, die bestätigte, 
  dass Rosa den ganzen Tag im 
  Geschäft ihres Ehemannes 
  arbeitete und deswegen ein
  „Hausmädchen“ brauchte. 
  Adolf, der Sohn der Hirschs, 
  hat laut der im Hessischen 
  Hauptstaatsarchiv vorliegenden 
  Entschädigungsakte von 
  Ingeborg Adelsberger zunächst        Inge und Eddíe (Adolf) Hirsch mit Mutter Rosa Hirsch | Foto: privat
  in New York und anschließend       
  in Gezer, Israel, gelebt, wo er am 10. Juni 1948 verstorben ist.
  Die Familie Hirsch wurde in der Pogromnacht vom 10.11.1938 Opfer von Vandalismus und Zerstörung; 
  Zeitzeugen berichteten, dass Teile des Büromobiliars aus dem Fenster geworfen wurden und im Hof des 
  Anwesens Marktstraße 102 Feuer gelegt wurde. Die Familie zeigte sich in der Folgezeit selten in der 
  Öffentlichkeit. Nachbarn brachten ihnen heimlich Essen, das sie ihnen über den Zaun reichten. Vom 7. 
  Juli 1939 bis zum 12. Juni 1942 war die Familie dann beim 8. Polizeirevier in Frankfurt am Main gemeldet. 
  Sie lebte dort in der Weberstraße 7. Der Umzug in die Weberstraße ist unter dem Datum 4. Juli 1939 bei 
  Pfarrer Wessendorft in seiner Publikation „Unsere letzen jüdischen Mitbürger“ aus dem Jahr 1960, zitiert bei 
  H. Ulshöfer, a.a.O., S. 40, als Zwangsumzug erwähnt.
  Über die Deportation von Rosa Hirsch sind keine Details bekannt. Sie wurde vermutlich mit ihrem Mann 
  1942 in ein Konzentrations- oder Vernichtungslager verschleppt, wo sie ums Leben kam. Pfarrer 
  Wessendorft berichtet in einem Nachtrag zu seiner o. g. Publikation von 1961, dass Fritz Hirsch von 
  Frankfurt aus mit einem Sammeltransport deportiert worden sei (p. 16)
  Ingeborg Adelsberger wurde am 13.3.1958 aufgrund des „Schadens ihrer Mutter an beruflichem und 
  wirtschaftlichem Fortkommen“ für den Zeitraum von 1.9.1939 bis 8.5.1945 ein Betrag von 6.450 DM 
  zuerkannt, der sich aus 45 Monaten à 150 DM errechnete.
  Das Todesdatum 8.5.1945 wurde für die Opfer des NS-Verfolgung festgesetzt, deren 
  Deportationsdatum nicht genau ermittelt werden konnte.
  Die Tochter bekam zudem laut Bescheid der Entschädigungsbehörde am 23.7.1963 wegen 
  „verfolgungsbedingter“ Auswanderung in die USA eine Entschädigung von 560 DM zuerkannt. Sie war 
  1939 nach England und von dort 1947 in die Vereinigten Staaten ausgewandert, wofür sie erst nach dem 
  „Zwischenaufenthalt“ in England ein Einreisevisum bekam.
  Quelle: Unsere Recherche beruht auf dem Auszug aus der Datenbank des Jüdischen Museums, der 
  Veröffentlichung von Helmut Ulshöfer, Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim, 1933-1942, Frankfurt 1988, 
  und der Entschädigungsakte der Tochter von Rosa und Friedrich Nathan Hirsch, Ingeborg Alelsberger, 
  (Abteilung 518 Nr. 16015) im Hessischen Haupt-staatsarchiv in Wiesbaden.
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 Eddie (Adolf) Hirsch
   Foto: privat